Pflanzenschutz braucht Vielfalt

Jedes Jahr ist anders, und das gilt auch für die Strategien zur Anwendung von Pflanzenschutzmitteln. Gerade das aktuelle Anbaujahr zeigt, wie unterschiedlich sich nicht nur die Jahre untereinander, sondern auch die einzelnen Flächen zur gleichen Zeit darstellen können.

Der letzte Herbst war überaus nass, so dass sowohl zur Aussaat als auch zur Anwendung von Herbiziden nur kleine Zeitfenster zur Verfügung standen. Diese konnten naturgemäß nicht immer optimal genutzt werden, und so präsentieren sich die Schläge in diesem Frühjahr äußerst heterogen: Einige Flächen sind weit entwickelt, andere zurück und wieder andere noch gar nicht bestellt.

Was den Pflanzenschutz betrifft, so muss man jetzt unterschiedlich reagieren, je nachdem, ob eine Herbstvorlage erfolgt ist oder nicht. Auf den bereits behandelten Flächen ist jetzt die Wirkung zu überprüfen und zu entscheiden, ob eine Nachbehandlung notwendig ist. Auf unbehandelten Flächen sind möglichst bald entsprechende Mittel gegen Ungräser einzusetzen, damit sich kein Samenpotenzial in den Schlägen aufbaut.

All das ist nicht mit Standard-Maßnahmen oder Standard-Produkten umzusetzen, sondern je nach Fall zu entscheiden, welche Mittel mit welcher Wirkungsweise am sinnvollsten einzusetzen sind. Nur so können gute Wirkungsgrade erreicht werden und wenig wirksame Anwendungen, die dann zu Nachbehandlungen führen, vermieden werden. Auch hinsichtlich der Vermeidung von Resistenzen ist eine breite Mittel-Palette mit unterschiedlichen Wirkmechanismen notwendig.

Ähnlich ist es beim Behandlungszeitpunkt. Dieser muss die Zielpflanzen im empfindlichsten Moment treffen, dann können geringe Aufwandmengen viel erreichen. Starre gesetzliche Terminvorgaben sorgen oft dafür, dass eine optimale Behandlung nicht möglich ist. Das senkt die Wirksamkeit von Pflanzenschutz­maßnahmen, erhöht somit die Aufwandmengen und läuft dem Ziel einer verbesserten Umweltverträglichkeit zuwider.

Welche Möglichkeiten in diesem Frühjahr bestehen, auf die verschiedenen Situationen zu reagieren, lesen Sie in dieser Ausgabe im Schwerpunkt Frühjahrsbestellung II ab Seite 9.

Karsten Becker – LW 7/2024